Interview mit dem Fraunhofer Institut für Integrierte Schaltungen (IIS)

Fünf Fragen an das Fraunhofer Institut für Integrierte Schaltungen (IIS) – Konsortialpartner von TEAM-X

Warum sind Sie bei TEAM-X als Konsortialpartner dabei?
Wir am Fraunhofer IIS entwickeln seit mehr als 20 Jahren telemedizinische Systemen vom Sensor bis zum Backend und natürlich besonders im Bereich der Datenübertragung von A nach B. Insbesondere der Bereich der interoperablen Kommunikation von Daten ist hierbei nicht zu unterschätzen. Wir haben eine Vielzahl von Silos, in denn heute schon medizinisch sinnvolle und verwertbare Daten liegen. Es fehlen lediglich geeignete Schnittstellen und Mechanismen, um auf dies Daten zuzugreifen und sie z.B. für die sog. Sekundärnutzung, also die wissenschaftliche Nutzung, heranzuziehen. Um dies zu ändern sind wir angetreten und Gaia-X bietet die richtigen Werkzeuge dafür.

Worin besteht Ihre Aufgabe?
Ganz konkret sind wir von der technischen Seite bei Fraunhofer IIS dafür zuständig, gerade die semantische Interoperabilität herzustellen. Also gerade diesen Datenaustauch unterschiedlicher Systeme untereinander herzustellen. Dazu sind wir bereits in der Analyse unserer beiden TEAM-X Use-Cases involviert, um zu bestimmen, welche Daten hier ausgetauscht werden müssen. Danach haben wir ein harmonisiertes Datenmodell für die beiden Use-Cases erstellt, die es erlauben, qualifiziert Daten von einem System ins andere überzuleiten und sie dort interpretierbar zu machen. Als letzten Schritt werden die Datenmodelle beider Systeme ebenfalls miteinander verbunden, um den Austausch über alle Anwendungsbereiche hinweg möglich zu machen.

Was sind die größten Herausforderungen?
Zum einen gibt es eine Vielzahl von unterschiedlichen Datenquellen in unterschiedlicher Qualität, die teils von proprietären Systemen stammen. Dies gilt es mit internationalen Standards semantisch aber auch syntaktisch interoperabel zu machen und von dem einen Codierungssystem in das andere Codierungssystem zu überführen. Dazu kommt, dass wir mit Pflege und Medizin zwei unterschiedliche Sektoren behandeln, die bisher immer nur nebeneinander existiert haben. Eine Überführung von Daten ist hier noch einmal um einiges schwieriger, da sehr unterschiedliche Codierungssysteme und Schnittstellen zum Einsatz kommen.

Welche Vorteile bringt ein Gaia-X-konformer Datenraum?
Gaia-X bringt eine einheitliche Plattform mit, die die „lästigen Dinge“, die man bei der Kommunikation von Daten immer berücksichtigen muss, schon in einer standardisierten Form vorhält. Man muss sich also nicht mehr um die Authentisierung und Autorisierung von Nutzern kümmern oder ähnliches. Wir können uns ganz auf den Datenaustausch der für uns relevanten Daten konzentrieren. Alles andere drum herum ist schon als Service verfügbar und vereinheitlicht.

Was begeistert Sie an Gaia-X?
Gaia-X ist für mich mehr als nur ein Gegenentwurf zu den Cloud-Diensten amerikanischer Hersteller. Mit Blick auf den European Health Data Space (EHDS) gibt uns Gaia-X einen Mechanismus und eine Cloudplattform an die Hand, wie wir in Europa künftig sicher Daten zwischen allen Branchen austauschen können und sollten. Mit dem EHDS wird dies für ganz Europa im Bereich der Medizin festgeschrieben. Ein grenzenloser Datenaustausch medizinischer Daten über europäische Landesgrenzen hinweg wird problemlos möglich sein. Genau das benötigt die europäische Medizintechnik, um ein Gegengewicht zu den amerikanischen Entwicklungen zu setzen. Hier werden gerade datenschutzrechtliche Vorschriften aus europäischer Sicht eben nicht stringent genug verfolgt. Die Datenschutz-Grundverordnung ist hier ein gutes Beispiel und sollte uns auch im Rahmen des EHDS entsprechend vor Datenmissbrauch schützen.